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Projekt 2.0: Nach 8 Jahren Single-Dasein nun also eine Beziehung ... *phew* Das Abenteuer geht weiter!!

Dienstag, 21. Mai 2013

Die Beerdigung...

Freitag war es also soweit.... Die Beerdigung stand an *phew* Ich bin Donnerstag nach der Arbeit noch mal schnell in die Stadt gefahren, weil ich mit Erschrecken festgestellt habe, dass ich weder eine schlichte weiße, noch eine schlichte schwarze Bluse besitze *eek* Bin dann glücklicherweise noch fündig geworden; es waren allerdings so "Flatter-Blusen" ohne Ärmel - gut, war ja unter dem Blazer nicht sichtbar.

Freitagmorgen brachte ich den Mini zur Oma, holte F.'s Anzug aus der Reinigung und fuhr dann wieder heim. F. und ich frühstückten erst noch in Ruhe gemeinsam. Er wollte so um viertel vor elf losfahren; beginnen sollte die Beerdigung um 12.00 Uhr. Ich ging nach dem Frühstück hoch um mich fertig zu machen. Als ich dann im fertigen Outfit da stand, hatte ich ganz schöne Bauchschmerzen :/ Also hab ich mir erst mal ein Glas Prosecco eingeflößt. Musste sein.

Ich ging runter zu Männe, der mein Outfit für gut befand. Ich trug einen schwarzen Stift-Rock, schwarze Bluse und einen schwarzen Blazer. Strumpfhose und Pumps (mit kleinem Absatz) natürlich ebenfalls in schwarz. Es war kurz vor elf als wir losgefahren sind.

Das Wetter war fürchterlich, es regnete immer wieder, es war kalt und elendig grau. Eigentlich genau "passend" zur Stimmung. Wir fuhren auf den Parkplatz des Friedhofes und blieben erst mal im Auto sitzen. Kurz nach uns kamen seine Schwester T. mit Mann und Tochter (5) angefahren und wir stiegen aus. F. stellte mich vor und ich bekundete mein Beileid. Im nächsten Auto saßen Th. (65), der Lebensgefährte der Verstorbenen sowie ihre Tochter S. (22) und noch weitere Personen. Mal stellte ich mich selbst vor, mal übernahm das F. Eben so wie es gerade kam.

S. war ziemlich gefasst, machte sogar noch Scherze mit ihrem Freund. Th. sah sehr traurig aus. Seine Augen waren unheimlich traurig....ihn zu sehen hat mir fast das Herz gebrochen. Als kurz darauf vier Freundinnen von S. ankamen, schlug jedoch auch bei ihr die Stimmung um. Sie fing bitterlich an zu weinen als sie ihre erste Freundin umarmte. Ich konnte gar nicht recht hinschauen - es war fürchterlich ergreifend.

Männe hatte zwischenzeitlich mit seiner Nichte N. (ist allerdings auch schon 40) telefoniert - sie hatten sich an der Friedhofsgärtnerei verabredet, um die Schale für das Grab zu bezahlen. Wir gingen gemeinsam rüber - es waren nur ein paar Meter. Ich fror... das Wetter war zum Kotzen. Vor der Gärtnerei trafen wir seinen Neffen L. (23) mit dessen Mutter A. - Ehefrau und Kind seines Bruders G. A. brachte es auf den Punkt: "Kein schöner Moment um die Familie kennenzulernen..." Ich: "Nein, mir tut es auch wahnsinnig leid und das hat mir ganz schön Bauchschmerzen bereitet." L.: "Wir beißen doch alle nicht..." Fand ich ganz reizend von ihm.... Ich: "Nein das weiß ja. Meinte es auch eher auf die Umstände bezogen..."

Wir gingen gemeinsam rüber zur Trauerhalle, wo wir noch weitere Menschen trafen. Es dauerte eine Weile und das Wetter machte mir ganz schön zu schaffen. L. stand neben mir, hatte seinen Mantel auf seinem Arm. Er bot ihn mir an, was ich wirklich reizend fand. Ich lehnte erst mal ab.... Dann kam Th. zu uns, sah mich da so stehen, schaute zu L. und meinte "Mensch, was bist du denn für ein Mann? Siehst du nicht dass die Frau friert?" (natürlich nicht böse gemeint, es war im Scherz) Ich: "Keine Sorge, der junge Mann hat mir ganz gentlemen-like den Mantel angeboten!" Th.: "Da fragt man nicht, das macht man einfach...." Und dann schnappte er sich den Mantel und schmiss ihn mir um. Wirklich sehr sehr reizend *seufz*

Irgendwann sollte es losgehen und wir gingen in die Trauerhalle; ich immer an der Hand von Männe. Wir suchten uns einen Platz in der zweiten Reihe, F. ging noch mal nach vorne zur Urne. Sie hatten ein Bild von G. (seine verstorbene Schwester) auf Leinwand gedruckt - es war ein Urlaubsbild von ihr. Eines, auf dem es ihr noch gut ging. Es waren Palmen im Hintergrund, sie lächelte und trug eine Sonnenbrille. Ich fand das Bild passend, es war schön. Darunter stand der Spruch:

Die Liebe ist unsterblich und der Tod nur ein Horizont, und der Horizont ist nur die Grenze unseres Blickes.

Alle nahmen ihren Platz ein .... kurz darauf begann Musik - und ich musste sofort anfangen zu weinen. F. ging es genau so, ich glaube jedem in diesem Raum ging es so. Es war ein Song von Enya - wer ihre Musik kennt, wird wissen was sie in einem solchen Moment in einem auslöst. Als das Lied zu Ende war, trat ein Mann nach vorne. Es war kein Pfarrer, sondern ein freier Redner. F. hatte mir bereits vorher davon erzählt. So richtig was darunter vorstellen konnte ich mir jedoch nicht. Der Mann hatte bereits vor zwei Jahren auf der Beerdigung von F.'s Schwester D. gesprochen. Als G. nun starb war klar, dass er noch einmal sprechen sollte.

Ich bin jemand der nicht an Gott glaubt. Eine klassische Beerdigung mit einem Pfarrer, der erzählt dass Gott den Menschen zu sich genommen hat *bla bla bla* ist nicht so meins. Ich kann damit nichts anfangen. Dieser freie Redner jedoch spricht nicht über Gott. Wir haben nicht gebetet... Es gab keinen Moment, in dem man dachte es hat was mit Kirche zu tun. Für mich war das absolut beeindruckend. Er hat so ergreifende Worte gefunden. Worte, die Kraft schenken und Worte, die einem den schmerzlichen Verlust dieses Menschen so nah bringen. Es war wirklich unglaublich. Und ich hatte mich weniger im Griff als F. Ich hielt die ganze Zeit über seine Hand, streichelte sie. Und war nebenher damit beschäftigt, meine Tränen und meine laufende Nase mit einem Taschentuch im Griff zu behalten. F. atmete viel - er atmente seine Tränen weg. Als der freie Redner "persönlich" wurde und von G. als Mensch sprach .... als er von ihr als Mutter sprach, brach es mir das Genick. Mich als Mutter hat das so berührt... vorne saß ihre Tochter und sie weinte so bitterlich. Ich biss mir auf die Zunge.... Ich sah Th.'s Schultern zucken, er schnappte nach Luft und weinte ebenfalls so sehr. Ach mensch.... :'(

Als wir in der Trauerhalle die Zeremonie beendeten, lief noch einmal das Lied von Enya und im Anschluss "Time to say goodbye"; im Anschluss ging es dann zum Grab. Der Redner fand noch einmal ein paar Worte während die Urne herab gelassen wurde. Neben dem Grad stand ein Korb mit Blütenblättern; der Mann, der die Urne herab ließ, nahm den Korb in seine Hände.

Ich hatte F. vorab gefragt, ob es auch so laufen wird, dass man einzeln an das Grab heran tritt, was er verneint hatte. Nun war es aber doch so und ich war etwas unsicher, ob er alleine hingehen möchte oder ich mitkommen soll. Die Frage beantwortete sich aber von ganz alleine, denn er ließ meine Hand keinen Moment auch nur ansatzweise los. So gingen wir also gemeinsam ans Grab, er gab mir ein paar Blütenblätter und wir warfen gemeinsam welche hinein.

Was das Ganze um so schwerer machte ... man brauchte nicht mal seinen Kopf zu drehen, nur seinen Blick ein wenig nach rechts zu richten.... Rechts neben G.'s Grab war das Grab eines Fremden - und direkt daneben das Grab von D. Eine weitere Schwester von F., die, ich schrieb es schon, ebenfalls vor 2 Jahren und ebenfalls mit 58 Jahren verstorben war.

Wir standen alle noch eine ganze Weile am Grab, irgendwann machte dann jemand den Anfang und wir folgten. Wir gingen zurück zum Parkplatz, warteten noch einen Moment, und machten uns dann auf zur Gaststätte. In der gleichen Gaststätte hatte die Familie vor 2 Jahren bereits nach dem Tod von D. gesessen. Als wir rein gingen meinte F. zu mir, dass er sich ganz sicher nicht noch mal auf den gleichen Platz setzen würde. Da wir die ersten waren, war das ja auch kein Problem. F. bestellte sich erst mal ein Bier, ich trank einen Kaffee, um mich wieder aufzuwärmen. Nach und nach trudelte die Familie dann ein.

Th. hatte sich mit seiner Tochter Fr. mit zu uns an den Tisch gesetzt. Fr. ist schätzungsweise Mitte/Ende 30 und hatte ihre 6 Wochen alte Tochter dabei - sie kommt aus Berlin. Natürlich war die Stimmung gedrückt, wenn sich auch langsam aber sicher alles entkrampfte. Es gab Brötchen und Gulaschsuppe und wir saßen beieinander und erzählten. Wir erzählten über alles mögliche, sprachen über Berlin, über Familie, über den Tod und das Leben.

Ich kann da jetzt auch gar keine Einzelheiten mehr wiedergeben. Aber was ich hier grad erzählen mag ist die Tatsache, dass F. immer wieder vom Heiraten gesprochen hat ;) Er meinte irgendwann, dass es doch an der Zeit wäre, dass die Familie sich mal zu einem schönen Anlass sieht - wie beispielsweise eine Hochzeit. Dabei nahm er mich in den Arm und gab mir einen Kuss auf die Wange. Seine Schwester T.: "Unglaublich....und das aus deinem Mund!!" Er: "Na wer weiß, wer weiß." Er hat das wirklich einige Male an diesem Nachmittag rausgehauen; auch daheim noch mal. Ich meinte zu Haus zu ihm, dass er das nicht zu oft sagen soll, sonst würde ich wirklich noch daran glauben. Worauf er nur entgegnete: "Schatz ich meine das ernst. Du bist die Liebe meines Lebens. Ich WERDE dich irgendwann heiraten."

:)))) ....na wir werden es sehen.


Ich bin von der Familie wirklich mit offenen Armen empfangen worden und bin - auch wenn der Anlass natürlich ein sehr schwerer war - froh, dass ich Männe begleitet habe. Er hat mir hinterher gesagt, dass ich ihm eine große Stütze war und dass auch er sehr froh war, dass ich da war. Er habe mich in der Trauerhalle weinen sehen und war dankbar. Dankbar für mein Mitgefühl.

Bei der Verabschiedung haben wir uns alle umarmt, es war sehr sehr herzlich. S., die Tochter der Verstorbenen, hat sich bedankt dass ich da war, hat gemeint, dass sie schon so viel von mir gehört hatte und sich gefreut hat, mich kennenzulernen, auch wenn der Anlass natürlich ein schönerer hätte sein sollen.

Wir haben alle gemeinsam beschlossen, dass die Familie jetzt nicht wieder so lange wartet, bis irgendein Ereignis ins Haus steht. Wir wollen gemeinsam Grillen, uns treffen, uns gegenseitig besuchen. Auch nach Berlin sollen wir kommen und Fr. besuchen, am besten gleich noch mit Th. unter'm Arm. Beide anwesenden Geschwister von F. haben mich zur Seite genommen und mich drum gebeten, F. doch mal "in den Arsch zu treten" bzgl. Melden, Sehen.

Ja....auch wenn der Anlass kein schöner war .... Ich habe F.'s Familie kennengelernt und sie mich. Und ich freue mich darauf, sie bald wiederzusehen und näher und besser kennenzulernen!

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