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Projekt 2.0: Nach 8 Jahren Single-Dasein nun also eine Beziehung ... *phew* Das Abenteuer geht weiter!!

Mittwoch, 22. Mai 2013

Die Sache mit den eigenen freien Gedanken.....

Die Beerdigung wirft Fragen auf... Fragen, die man sich selber stellt. Wie gehe ich mit dem Leben um, wie mit Krankheit und mit dem Tod? Was möchte ich? Was möchte ich irgendwann nicht mehr?

Auch der eigene Partner macht sich natürlich diese Gedanken. Gerade F., der eine unglaubliche Angst davor hat früh zu sterben. Und der noch eine viel größere Angst vor dem WIE seines eigenen Todes hat. Ich verstehe ihn, natürlich. Er hat schon so viel Leid gesehen, so viel Krankheit in seiner Familie. So viele Menschen um ihn herum sind viel zu früh gestorben. Ob es nun Freunde waren oder die eigene Familie. Keiner wird über 60..... Manchen hat es aus dem Leben gerissen, andere sind an langer Krankheit gestorben.

Jeder Mensch hat seine eigenen Gedanken.... und jeder Mensch entscheidet für sich ganz alleine was er möchte. Das ist gut so. Das ist aber auch schwer.... und zwar genau dann, wenn der Partner, oder eben sonst ein Mensch, den man liebt, die Dinge etwas anders sieht als man selbst.

Meine Mutter hat mal zu mir gesagt, dass sie gerne verbrannt werden möchte, wenn sie stirbt. Ich habe ihr damals schon gesagt, dass mir dieser Gedanke weh tut. Dass ich mich schwer damit tue. Ich kann doch nicht meine geliebte Mutter ins Feuer schieben lassen?! Wie soll ich das denn hinkriegen??? Nein, das fand ich schwierig. Aber es ist ihre Entscheidung.

F.'s Schwester wurde verbrannt, wir haben die Urne bzw. ihre Asche beerdigt. Und im Anschluss an die Beerdigung, als ich mir so meine Gedanken machte, fiel es mir auf einmal gar nicht mehr so schwer mir vorzustellen, einen Menschen, den ich liebe, ebenfalls auf diese Art zu beerdigen. Eigentlich bin ich jetzt ganz froh, dass meine Mutter auf diese Weise beerdigt werden möchte.

Warum das so ist? Warum sich meine Einstellung da geändert hat? In der Trauerhalle zu stehen und auf einen Sarg zu schauen .... am Grab zu stehen und dabei zuzusehen, wie der Sarg hinab gelassen wird.... Man WEISS, dass in diesem verdammten Sarg der Mensch liegt, den man liebt. Er liegt dort.... der Körper dieses Menschen liegt dort. Es ist nur ein Deckel der verhindert, dass man diesem Menschen noch einmal ins Gesicht schauen könnte, ihn wahnsinnigerweise noch einmal berühren könnte. Es IST ein Unterschied, ob ich einen Körper in ein Grab hinab lasse, oder nur noch seine Asche. Für mich jedenfalls. Es ist schwer genug in der Trauerhalle zu stehen, die Rede zu hören, sich wieder und wieder bewusst zu machen, dass dieser Mensch tot ist und nicht wieder zurückkehren wird, sich dabei den Körper vorzustellen, der nun dort in diesem Sarg liegt.

Auch wenn ich natürlich keinen Menschen begraben habe, den ich kannte oder gar liebte.... Ich glaube, dass ich mich bei der Beisetzung einer Urne "besser" fühlen würde, als bei der Beisetzung eines Sarges. Nicht, dass man sich wirklich "besser" fühlen kann. Nicht, dass das den Schmerz lindert, so meine ich es nicht. Auch werde ich den Gedanken immer noch schlimm finden, einen Menschen, den ich liebe, ins Feuer schieben zu lassen. Ich glaube nur, dass es einfach ein Unterschied ist, mit dem ICH besser umgehen könnte. Asche begraben, keinen Körper.

Und dann sitzen wir beisammen und unterhalten uns.... Sprechen über unsere Gedanken. Jeder hat seine eigenen. F. möchte nicht verbrannt werden. Er möchte im Sarg begraben werden. Und ich merke, wie schwer mir nun dieser Gedanke fällt. Es ist seine Entscheidung, natürlich.

Und dann sagt er, dass er nicht kämpfen wird. Es sind seine Gedanken, ER entscheidet, was er mit seinem Leben macht. Und doch kann ich nicht anders.... "Was soll das heißen, du wirst nicht kämpfen?" "Wenn ich irgendeine Scheiße kriegen sollte, dann kämpfe ich nicht. Ich will das nicht. Ich will nicht, dass es lange dauert, dass es mir schlecht geht." "Du darfst doch aber nicht von vorne herein aufgeben! Schatz das akzeptiere ich nicht."

Mir hat es geradezu den Hals zugeschnürt.... Es war, als wären wir gerade in einer solchen Situation. Ich stellte es mir vor.... Ich stellte mir vor wie mein Mann sagt, dass er nicht kämpfen wird, sondern einfach sterben wird. Und ich stehe hilflos vor ihm .... Hilflos und irgendwie auch wütend. Ja.... Mich machte es auch wütend das aus seinem Mund zu hören.

"Ich gebe nicht auf, ich gebe niemals auf - wenn es sich lohnt.", meinte er dann zu mir. Ich hatte tatsächlich schon Tränen in den Augen. Keine Ahnung....es war einfach ein sehr emotionales Gespräch gewesen, schon die ganze Zeit. "Du darfst nicht aufgeben, nie." "Schatz ich gebe nicht auf, wenn es sich lohnt. Aber ich habe lieber ein gutes Jahr als fünf schlechte." "Aber wenn es doch eine Chance auf Heilung gäbe...." "Ich würde es nicht um jeden Preis versuchen. Stehen die Chancen 50:50 werde ich nicht kämpfen."

Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass mir das weh getan hat. Natürlich ist es sein Leben. Er ganz alleine entscheidet darüber. Und ich verstehe ihn ja auch. Auf der anderen Seite kommen mir Gedanken wie "Denk doch mal an mich, an den Mini.... willst du uns hier alleine lassen, wenn es eine Möglichkeit gäbe bei uns zu bleiben?" Der Gedanke, dass F. irgendwann mal nicht mehr da sein könnte, ist schlimm genug. Aber der Gedanke ihn verloren zu haben und nicht zu wissen, ob es doch noch geklappt hätte. Nicht alles versucht zu haben...... *phew*

Ja ich weiß, das sind jetzt alles Hirngespinste .... Es ist ja auch nicht so, dass es mein tägliches Leben belastet oder beeinflusst. Ich musste das nur mal kundtun, bissl drüber schreiben. So unmittelbar nach einer Beerdigung setzt man sich einfach auch mal eher mit so etwas auseinander. Im Grunde ist es gut. Wir wollen alles klar regeln. Jeder soll vom anderen wissen, wie er sich was vorstellt. Das war uns auch schon vor der Beerdigung klar. Worte wie "Patientenverfügung" und "Vorsorgevollmacht" krabbeln nicht das erste Mal über unseren Tisch.

Aber über diese Dinge zu sprechen ist nicht immer nur schwer. Ich finde es ist auch ein beruhigendes Gefühl die Dinge geklärt zu haben und sich darum nicht noch kümmern und rätseln zu müssen, wenn es bereits zu spät ist. Auch für einen selbst.... zu wissen, dass da jemand ist, der genau weiß, was ich möchte. Der sich um mich kümmert, alles in die Wege leitet wenn etwas sein sollte.

Als wir zusammen in der Küche standen meinte F. zu mir, dass, wenn mir mal etwas zustoßen würde, er sofort den Mini zu sich nehmen würde. Er will diesen kleinen Menschen großziehen. Dass er das natürlich nicht einfach so kann, ist uns klar. Aber es hat mich natürlich trotzdem wahnsinnig berührt, das von ihm zu hören.

Tja, die Sache mit den eigenen freien Gedanken.... Nicht immer leicht, aber es ist auch gut, dass wir sie haben!

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