Hat er das jetzt wirklich gesagt???

Unmittelbar nach der Geburt meines Sohnes war für mich klar: DAS mache ich nie wieder. Vielleicht kennt dieses Gefühlt die eine oder andere. Nach ein paar Monaten relativerte sich das jedoch und ich war im Grunde davon überzeugt, noch ein weiteres Kind haben zu wollen - irgendwann. Der Kurze wurde größer und größer ... und mein Wunsch nach einem zweiten Kind war gar nicht mehr so groß. Nicht zu vergessen, dass ich ja Single war und es somit grundsätzlich nur "Hirngespinste" waren.

Für mich kam, je älter J. wurde, immer weniger das Bedürfnis auf noch ein zweites Kind zu bekommen. Nicht, weil ich es partout nicht wollte. Sondern einfach, weil ich es mir nicht vorstellen konnte - und es mir bis heute nicht wirklich vorstellen kann. Ich bin J.'s Mama .... und NUR J.'s Mama. Mich, meine Zeit, das was ich zu geben habe, auf zwei kleine Menschen aufzuteilen, kann ich mir nur sehr schwer vorstellen. Hinzu kommt auch die Angst, es nicht noch mal hinzubekommen. J. ist ein abolutes Wunschkind - er ist ein Anfängerkind, ja. Aber ich bin durchaus streng und lege Wert auf eine gute Erziehung. Es ist ErziehungsARBEIT, die jeden Tag geleistet werden muss. Es ist intensive Zeit, die ich mit J. verbingen konnte und durfte. Bei einem zweiten Kind wäre diese Zeit nicht mehr in der Form aufzubringen.

Ich liebe meinen Sohn über alles, er ist das großartigste Kind dieser Welt und wir sind ein tolles Team. Wir sind verschworen .... vielleicht etwas intensiver als manch andere, einfach weil wir die ersten 3 Jahre seines Lebens alleine waren. Wir haben ganz viel intensive Zeit miteinander verbracht. Wir hatten nur uns und das haben wir ausgekostet und genossen!

Ich hätte Angst Ansprüche an ein zweites Kind zu haben, denen es nicht gerecht werden könnte. Einfach weil es nicht J. ist, sondern ein ganz eigenes kleines Wesen mit eigenen Fähigkeiten, Talenten und dem eigenen Tempo. Mit eigenen Macken und einem eigenen Charakter. Käme ich überhaupt mit einem Kind zurecht, das mich mehr fordert? Das nicht so unkompliziert ist wie J.?

Ebenso ist es mit dem Platz... dem emotionalen Platz. Auch wenn ich weiß, dass dieses Argument im Grunde keines ist. Ich liebe meinen Sohn so sehr... ist da noch Platz einen weiteren Menschen zu lieben? Wo findet dieser Mensch seinen Platz in unserem Leben?

So erging es mir ja auch mit F. Natürlich hatte ich den Wunsch einen Partner zu finden. Aber wo dieser seinen Platz bekommen soll, war mir nicht ganz klar. Mein Leben war mit J. so ausgefüllt, dass ich mir das kaum vorstellen konnte. Gut ... es war so ausgefüllt, weil es eben nur ihn gab ;) Als ich mich dann in F. verliebt habe, ging es ja plötzlich auch. Da war Platz ... man  macht sich den Platz. Und plötzlich sind da zwei Menschen in meinem Herzen, die jeder ihren Teil für sich beanspruchen und es mir keine Mühe macht, beiden gleich viel Liebe zu geben.

Na ja, so eben meine grundsätzlichen Gedanken zum Thema "zweites Kind". Als ich noch Single war, war ich dem Thema ganz offen gegenüber eingestellt. Lerne ich jemanden kennen, der keine Kinder mehr möchte, ist das gut. Ich BIN Mama. Mama eines großartigen kleinen Jungen. Ich muss nicht noch einmal Mama werden.
Lerne ich jemanden kennen, der sich ein weiteres Kind vorstellen kann, so wäre auch ich nicht grundsätzlich abgeneigt.

Jetzt hatte sich die Frage mit F. natürlich gar nicht mehr gestellt. Es war von vorne herein klar: er möchte keine Kinder mehr. Logisch! Er hat bereits zwei, ist Mitte 40. Mit J. hatte er nun wieder Familienzuwachs - auch noch einen, der noch recht klein ist ;) Das sollte genügen.

Es gab da gar keinen Diskussionsbedarf. J. bleibt ein Einzelkind. Gut. Im Grunde ist es ja so, dass mir die Entscheidung somit "abgenommen" wurde. Eigentlich eine ganz bequeme Situation.

Der Mini wird freilich immer älter und älter und mich überkommt stellenweise die Wehmut. Kann J. nicht immer 3,5 Jahre bleiben? *seufz* Dieses Alter ist so voller Zauber... einerseits diese große Selbstständigkeit und doch sind sie noch so klein und brauchen unseren Schutz. Es ist nicht der Gedanke, dass ich gerne "ein Kind" hätte, das wieder so klein ist. Ich hätte gerne, dass J. so klein bleibt ;)

Das, was mich an dem Gedanken, nicht noch mal Mama zu werden jedoch am meisten "beschäftigt", ist die Tatsache, dass ich nicht noch mal schwanger sein werde. Ich weiß nicht, ob das nachvollziehbar ist. Ich finde, dass das komisch klingt.... Ich möchte kein weiteres Kind, wäre aber gerne noch mal schwanger *rolleyes* Ich fand es nicht schade, dass ich mit F. einen Partner habe, der keine Kinder mehr möchte. Aber den Gedanken, nie mehr schwanger zu sein, den fand ich schon irgendwie schade. Es ist eben doch ein ganz besonderes Gefühl ...

Nun ja ... es ist also Samstagabend und F. und ich sitzen auf dem Sofa und reden. Wir reden über Gott und die Welt. Und kommen auf das besagte Thema.... Mir liegt es auf der Zunge ihm zu sagen, wie meine Gedanken sind. Also eben die Sache mit der Schwangerschaft. Ich schüttele aber mir selbst den Kopf.... "Schatz ich kann dir das nicht sagen. Ich hab Angst, dass du das falsch verstehst. Ich denke nicht, dass man das als Mann nachvollziehen kann." Er drängte aber darauf ... klar, erst mal die Nase lang gemacht, wollte er natürlich wissen was ich meine ;) Ich hatte einfach nur Angst, dass er danach denkt, dass ich noch ein Kind möchte. Ich hatte Angst, dass er es in den falschen Hals bekommt. Dass er denkt, dass wir in zwei unterschiedliche Richtungen laufen, was ja gar nicht der Fall ist. Ich ließ mich breit schlagen..... Und dann kam, was ich am wenigsten erwartet hätte ...

Er sagte, dass er es sich vorstellen kann mit mir noch mal ein Kind zu bekommen!!!

Ähm.....WAAAAAS? Bitte noch mal. Die Antwort blieb die gleiche. Mir ist alles aus dem Gesicht gefallen. Ich war berührt, schockiert, stand neben mir. So recht wusste ich das jetzt gar nicht einzuordnen.

F. zeigte mit seinen Händen eine 2 und nickte. "Mit dir kann ich mir das vorstellen! J. ist unser Sohn - ein gemeinsames Kind mit dir .... ja!"

Ich war immer noch total verwirrt. Hatte er das jetzt wirklich gerade gesagt??? Hatte MEIN Mann gerade gesagt, dass er sich ein weiteres Kind vorstellen könnte? Mir kamen die Tränchen ... ich weiß auch nicht warum. Es war .... ach keine Ahnung. Ein komisches Gefühl. Gerade eben war unsere Richtung vollkommen klar. Und plötzlich.... tut sich ein neuer Weg auf. Ich meinte zu F., dass ich gar nicht wüsste, ob ich tatsächlich noch mal ein Kind haben wollen würde. Er entgegnete, dass es nicht darum ging, dass er es unbedingt möchte. Er könne es sich vorstellen!

Ich erzählte ihm dann natürlich von den üblichen Ängsten, die - so denke ich - ganz normal sind, wenn man über ein zweites Kind nachdenkt. Das, was ich ja eingangs auch schon geschrieben habe. Er hob nur immer die Hand und meinte "Hey, du hast mich! Wir sind ein starkes Team, wir würden das hinkriegen. J. ist und bleibt einzigartig...und ein weiteres Kind wäre es in seiner eigenen Art ebenfalls." Ich fand's schon ziemlich zauberhaft, wie er argumentierte und mit mir darüber sprach ♥

Irgendwie war es komisch für mich jetzt plötzlich doch selbst entscheiden zu "müssen", ob ein weiteres Kind denkbar ist. Die Entscheidung hatte F. mir mit seiner Einstellung dazu doch abgenommen. Ich sagte ihm das auch so und er entgegnete wiederum, dass es nur darum ging mir zu sagen, dass da noch ein Weg offen ist.

Tja...und dann sitze ich da und weiß mit Mal gar nicht so genau was ich will. Seltsam :) Natürlich ist das jetzt nicht AKUT. Aber da das Thema grad so arg aufgewärmt wurde, kreisen meine Gedanken darum. Allerdings .... mit ein wenig Abstand zu Samstagabend, finde ich mich doch eher wieder auf dem gewohnten Weg wieder... dem Weg, mit der ursprünglichen Richtung - OHNE weiteres Kind.

Je weiter ich mich von Samstagabend weg bewege, desto sachlicher werden auch meine Gedanken zu diesem Thema. Im ersten Moment ist das alles sehr emotional, jetzt fange ich an über die Rahmenbedingungen zu grübeln. Und da wäre z. B. die Tatsache mit dem finanziellen Hintergrund. Uns geht es finanziell sehr gut. F. und ich gehen beide arbeiten, verdienen nicht schlecht und können uns und dem Mini ein recht bequemes Leben bieten. Mit zwei Kindern .... *phew* .... sieht das erst mal wieder anders aus. Ich würde wieder weniger arbeiten. Zu Beginn ggf. auch erst mal gar nicht. Würde ich diese finanziellen Einbußen gerade hinnehmen wollen? Nein.

F. und ich genießen die Freiheiten, die wir als Paar haben. Die Abende für uns...  Alle Nase lang gemeinsam ausgehen. Gerade beginnen wir meinen Bruder als neuen Babysitter einzusetzen - demnächst wird er bei uns den Kurzen hüten während wir auf Party sind. Würde ich diese Freiheiten gerade aufgeben wollen? Nein.

Ich genieße auch die Freiheit die ich mit dem Mini selbst gerade habe. Ich muss ihm nicht ständig hinterher laufen. Ich muss nicht aufpassen, wenn er irgendwo hoch kraxelt, dass er nicht runter fällt. Ich muss nicht mehr bei allem was er draußen tut daneben stehen. Ich habe einen kleinen ziemlich selbstständigen Menschen in meinem Leben, dem ich vertrauen kann und der mir als Mutter somit viel Freiraum lässt. Würde ich mich gerade durch ein Würmchen wieder einschränken wollen? Nein.

Hinzu kommt das Argument mit der Zeit ... Ich kann es mir überhaupt nicht vorstellen, dem Mini weniger Zeit zukommen zu lassen. Diese hat sich durch meine Beziehung mit F. ja eh schon verringert - durch ein Würmchen würde es das noch mehr tun. Nein... das ist etwas, was ich nicht möchte.

Ich gelange also zu der Erkenntnis, dass ich ein weiteres Kind momentan überhaupt nicht wollen würde. Irgendwie doch gar nicht so verkehrt, dass man die Entscheidung nun noch mal für sich selbst auch ganz bewusst trifft ;) F. und ich haben uns gerade gefunden, alles ist neu.... wir leben nun zusammen und genießen unser Leben als Familie. So kann, darf und soll das auch erst mal bleiben :)

Im Moment genieße ich einfach das Gefühl, dass er diese Option offen lässt. Und dass er mir dieses wundervolle Kompliment gemacht hat, sich ein gemeinsames Kind mit mir vorstellen zu können ♥